Im Interview: Karsten Großgebauer

Karsten Großgebauer, der Vereinsvorsitzende der SG Feinmess Suhl, gehörte neben Angelika Lang, Gerd Jacobi, Antje Bauer und Christa Zeiß zu den fünf Thüringern, die bei den European Senior Championships am Start waren. Wir redeten mit dem Suhler über diese aus Thüringer Sicht sehr erfolgreiche EM, bei der Christa Zeiß zwei Europameistertitel erspielen konnte.

Karsten, Du als Vereinsvorsitzender der SG Feinmess Suhl hast den wohl größten Erfolg für den Verein live in Slowenien miterlebt. Was sagst Du zu der Leistung von Christa?

Dieses Ergebnis war vorher gar nicht abzusehen, zumal sie erst nicht mitfahren wollte und wir sie überreden mussten. Ohne gesetzt zu sein bis nach vorne zu kommen und zweimal Europameister zu werden, das war eine ganz starke Leistung.

Wie anstrengend war es am Spielfeldrand, denn man kann ja nicht eingreifen?

Es war nicht einfach, zumal die Christa viele Spiele im dritten Satz sehr knapp gewonnen hat. Da hat man als Coach einige Nerven gelassen.

Welches Spiel von Christa war Dein besonderes Highlight?

Das anstrengendste Spiel, auch zum zuschauen, war das Halbfinale im Dameneinzel gegen die Zweigesetzte Schwedin Lieselotte Wengberg. Da hatte Christa im ersten Satz hoch verloren und lag im zweiten bis zur Satzhälfte hinten. Aber nach der Satzpause konnte sie das Ruder herumreißen, den zweiten Satz für sich entscheiden und auch den dritten Satz gewinnen.

Wie zufrieden bist Du mit Deinem eigenen Abschneiden?

Die Altersklasse O50 war sehr stark besetzt. Alleine im Herreneinzel gab es 69 Meldungen. Im Vorfeld habe ich mir gesagt, wenn ich ein Spiel im Einzel gewinne, kann ich zufrieden sein. Das habe ich geschafft. In der nächsten Runde bin ich am späteren Bronzemedaillengewinner Bontemps aus Frankreich gescheitert. Im Doppel habe ich gemeinsam mit einem Schweizer gespielt, mit dem ich vorher noch nie gespielt hatte. Da war keine Chance, zumal unsere Gegner beide um die zwei Meter waren. Im Mixed hätten Angelika Lang und ich das erste Spiel gewinnen können. Leider haben wir in drei Sätzen verloren.

Habt ihr mitbekommen, dass viele Badmintonfreunde fern in der Heimat mitgefiebert haben, es wurde ja das Geschehen von sechs Spielfeldern live im Internet übertragen?

Zumindest war ich regelmäßig mit der Pressereferentin unseres Vereins und des Thüringer Badminton-Verbandes telefonisch in Kontakt. Wir haben uns abends ausgetauscht. Ich war überrascht, als sie mir schilderte was ich als Coach am Spielfeldrand zu Christa gesagt habe. Da habe ich erst so richtig mitbekommen, dass viele das Wettkampfgeschehen live verfolgt haben. In der Folge hatte ich Freitag und Samstag auch andere Anrufe.

Wie groß war die Anteilnahme an dem Erfolg nach Eurer Rückkehr?

Als ich wieder zu Hause war, hatte ich eine Menge Anrufe. Auch Christa hat mir geschildert, dass sich viele Badmintonfreunde von früher bei ihr gemeldet haben, zu denen sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte.

2002 bei den Europameisterschaften in Radebeul hast Du genau wie Christa Bronze gewonnen. Welche EM war für Dich emotionaler? Radebeul mit Deinem eigenen Erfolg oder diese, mit dem zweifachen Triumph von Christa?

Natürlich ist es einmalig wenn man bei einer Europameisterschaft, wie in Radebeul, den dritten Platz erreicht. Das war ein großes Erlebnis für mich. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass die eine Woche Slowenien sehr anstrengend war. Wenn dann eine Spielerin aus unserem Verein bis ins Halbfinale kommt, später sogar bis ins Finale und Gold gewinnt, das war schon ein echtes Highlight.

Du warst inzwischen bei mehreren Welt- und Europameisterschaften. Wahrt ihr zufrieden mit der Ausrichtung?

Die Organisation ins Slowenien war sehr gut. Die Spielabläufe waren bestens organisiert, es gab keine unnötigen Pausen. Bei über 1000 Teilnehmern war das schon eine starke Leistung der Veranstalter. Auch die Freundlichkeit bleibt positiv in Erinnerung. Allerdings muss ich auch sagen, dass die Halle aufgrund des Teilnehmerfeldes aus allen Nähten platzte. Das war schon grenzwertig.

Nächstes Jahr sind die Weltmeisterschaften in Kochi (Indien). Eine Option mit der Du liebäugelst?

Natürlich muss man sich auch für die Welttitelkämpfe in Indien erst über die Südwestdeutschen und Deutschen Meisterschaften qualifizieren. Indien wäre eine sehr weite Anreise und mit enormen Aufwand verbunden, zumal die Teilnehmer sämtliche Kosten selbst tragen müssen. Daher wäre selbst bei einer Qualifikation die Teilnahme unwahrscheinlich.

Was wird bei Dir von dieser EM in Erinnerung bleiben? Gab es vielleicht besondere Erlebnisse?

Erst einmal war es schön, dass wir ohne Verletzung die ganze Woche überstanden haben. Das Umfeld war sehr positiv, die Freundlichkeit der Gastgeber, wir hatten schönstes Wetter. Das hat alles zu dem positiven Ergebnis beigetragen. So wie die Sonne strahlte, so strahlte am Ende auch unsere Christa. Sie bei der Siegerehrung ganz oben zu sehen, da habe ich mich sehr gefreut.

Wie sehen Deine persönlichen Ziele für die kommende Saison aus?

Vor wenigen Tagen haben die Punktspiele begonnen. Wir wollen sehen, dass wir ohne Verletzung die Saison überstehen. Als Minimalziel steht der Klassenerhalt in der Thüringenliga auf dem Wunschzettel, ein guter Mittelfeldplatz wäre ein schönes Endresultat. Natürlich möchte ich in der Altersklasse bei den Thüringer Meisterschaften, bei den Südwestdeutschen und den Deutschen Meisterschaft vorne mitspielen, dann in der AK O55, in der ich nun startberechtigt bin. Ferner visiere ich den Start bei der 60. Auflage der „Silbernen Federbälle" in Dresden-Gittersee an. Die SG Feinmess Suhl war dort in früheren Jahren regelmäßig vertreten. Ich war bei diesem Turnier selbst schon erfolgreich. Sofern ich gesund bin, möchte ich dort spielen. Denn dieses Turnier, dass es seit sechzig Jahren gibt, ist einmalig in Deutschland.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Interview: Wenke Thron)


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